Corona müde

Yep. Das bin ich. Corona müde. Hände hoch, wer ähnlich fühlt.

Obwohl… bei Müdigkeit geht man einfach mal früher schlafen und am nächsten Morgen ist man wieder einigermassen erholt. Man kann aktiv etwas dagegen tun. Es gibt Perspektive. Die gibt es bei dieser Pandemie nur bedingt.

Und das ist das, was mich persönlich gerade herausfordert. Diese Perspektivenlosigkeit. Das nicht wissen, wie lange es noch dauern wird. Was die Folgen sein werden. Für mich. Für meine Familie. Für die Menschen, die ihren Job verloren haben. Für diejenigen, die um jemanden trauern. Für alle, die krank sind. Es gibt so vielschichtige Schicksale die durch die Pandemie ausgelöst wurden. Und ich glaube, dass uns vieles noch langfristig begleiten wird, auch wenn die Pandemie am Abklingen ist.

In all dem drin meinen wir zwar vieles zu wissen. Und doch wissen wir schlussendlich nur, wie wenig wir eigentlich wissen.

Das auszuhalten gelingt mir mal mehr, mal weniger gut.

Der Bundesrat der Schweiz hat einige Male davon gesprochen, dass wir uns auf einen Marathon einstellen müssen.

Nur: die meisten Menschen schaffen es nicht, unvorbereitet auf «Achtung, fertig, los!», einen ganzen Marathon zu absolvieren. Und dies ist nicht einfach ein gewöhnlicher Marathon, bei dem man bei Kilometer 42 unter tosendem Applaus über die Ziellinie läuft.

Nein, der Corona-Marathon ist «open end» und hat ziemlich viele Special Effects. Dies mag bei Parties zwar verlockend klingen, nicht aber bei einer globalen Pandemie.

Vor ein paar Jahren habe ich in einem Anflug von jugendlichem Übermut (vielleicht war es eher schon fast Midlife Crisis) an einem Halb-Marathon teilgenommen. Ich war vorher noch nie 21km am Stück gelaufen. Meine Finish-Zeit war dann auch eher erbärmlich. Aber: ich habe es geschafft!!!

Zu verdanken hatte ich es einigen wichtigen Dingen, die sich auch für den Pandemie-Marathon als hilfreich herausstellen:

1: eine gute Freundin zur Seite

Alleine hätte ich wohl kaum einen Halbmarathon in Angriff genommen. Eine liebe Freundin, die ich seit meiner Jugend kenne und nun leider viel zu wenig sehe, hat mich motiviert mitzukommen. Bereits vorgängig haben wir geklärt, dass wir nicht Bestzeit laufen müssen, sondern es gemeinsam durchziehen wollen. Das Beste aus dem machen, was vor uns liegt. Wir sind gemächlich gestartet und bis Kilometer 10 haben wir uns fröhlich ausgetauscht. Dann kam bei mir die erste Krise. Aber wenn man jemanden neben sich hat, der motiviert und ermutigt, dann ist Aufgeben keine Option. So ist es auch in diesem Corona-Dings wichtig, wen wir zur Seite haben. Ist mein Umfeld voll mit Menschen die schwarz sehen? Oder gibt es auch Hoffnungsträger, an denen wir uns orientieren können? Es macht einen grossen Unterschied, ob neben uns Angst und Sorge mitläuft, oder Hoffnung und Vertrauen.

Jesaja 41,10:

Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.

2: Zwischensnacks mit Power – Pitstop

Während dem Marathon hat es immer wieder Verpflegungsstände mit Getränken und Bananen. In kürzester Zeit gibt das maximale Energie für den weiteren Weg.

Was sind solche Momente in deinem Leben, wo du dir bewusst was Gutes tust? Was gibt dir in kürzester Zeit maximale Power? Und wo kannst du das ganz realistisch in deinen Alltag einbauen?

Beim Marathon konsumiert man im Laufschritt. In der Pandemie manchmal gefühlt auch.

Mir hilft es zum Beispiel schon nur, wenn ich mehrmals täglich die Tageslosung auf der Bibelapp lese. Manchmal ist es zugegebenermassen auch einfach ein Überfliegen. Aber der Fokus wird wieder darauf gelenkt, was oder wer mir Energie gibt.

Ich brauche auch immer mal wieder Zeit für mich. Die plane ich aktiv ein. Spreche mich hier auch mit meinem Mann ab, damit ich nicht «nur» zuhause bei den Kindern bin, sondern einen Ausgleich für mich ganz persönlich habe. In meinem Fall ist das meine Stunde joggen oder ein Abendspaziergang mit einer Freundin. Es ist nicht viel und es ist meistens kurz. Aber es gibt mir wieder die nötige Energie und Sicht für den Alltag.

3: sich an etwas Schönes erinnern

Während meinem Lauf, als ich mich nicht mehr unterhalten konnte, lenkte ich meine Gedanken zu schönen Erlebnissen. Zu Reisen, die wir als Familie gemeinsam unternommen haben. Zu schönen Orten auf der Welt. Zu Momenten, in denen mein Herz total im Reinen war.

Der Autor von Psalm 77 kennt das. In tiefster Not schreibt er in Vers 12:

«Herr, ich erinnere mich an alles, was du getan hast, an alle Wunder, die du vollbracht hast.»

Er listet laut auf, welchen Weg Gott mit seinem Volk gegangen ist. Wie er das rote Meer geteilt hat. Wie er dem Volk Israel vorausgegangen ist.

Mir hilft es in Zeiten der Not, wenn ich aus mir selber heraus keine Kraft mehr schöpfen kann auch, wenn ich mir wieder bewusst mache, wer dieser Gott an meiner Seite ist. Was er in meinem Leben bereits alles vollbracht hat. Manchmal liste ich in meinem Kopf auch solche Erlebnisse auf, und erinnere mich daran, dass ich nie tiefer fallen kann als in Gottes Hand.

Egal wie lange dieser Weg noch dauert… Ich wünsche uns allen die Fähigkeit, den Weg gemeinsam zu gehen, in dem wir uns immer wieder ermutigen. Ich wünsche uns, dass wir bewusste Pitstopps einbauen können die uns stärken. Und, dass wir dabei nicht vergessen, wen wir an unserer Seite haben und was er schon alles Gutes getan hat.

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