Vor ein paar Tagen wurde ich wieder ein Jahr älter. Irgendwie war es ein perfekter Geburtstag. Und irgendwie… voller echtem Leben halt.
Mein Geburtstag – ich gestehe – ist wahrlich kein einfacher Task für meine Familie. Wenn sie mich nämlich vorgängig fragen, was ich mir wünsche, dann sage ich: «Keine Ahnung, ich habe ja alles» und meine damit: «Lasst euch bitteschön selbst was Kreatives einfallen, denn ihr wisst ja, dass ich Geschenke liebe. Einfach keine Pflanzen, denn die kann ich nicht.»
Was dieses Jahr in einer wunderschönen Orchidee, roten Rosen und einer Hängepflanze resultiert hat… (Ich werde mir Mühe geben, versprochen.)
die Vorbereitungen
Ein Kind wühlte sich am Vortag von meinem Geburtstag genüsslich durch meine Box, in der ich Dinge zum Verschenken aufbewahre und legte eine von mir gekaufte Bodylotion als Geschenk für mich bereit.
Die anderen Kids machten sich eins nach dem anderen auf, um im Dorf nach einem passenden Geschenk zu suchen.
So kamen sie also mit ihren Errungenschaften (von denen ich selbstverständlich nichts wissen durfte!), zurück. Ein Kind reklamierte lautstark, dass Ragusa ja schweineteuer sei. Sie habe es deshalb nicht gekauft (äh, danke?). Ein anderes Kind forderte gleich bei der Rückkehr Geld von mir zurück, weil ich der kleinen Schwester das Taschengeld noch nicht ausbezahlt hatte und sie somit kein Geld besass. Ich bin mir ja durchaus bewusst, dass ich irgendwie selbst für meine Geschenke bezahle, aber… naja.
Später erkundigte sich eines der Kinder ganz unauffällig, ob man Blumen wohl eine Nacht bei uns im Keller lagern könne, ohne dass sie kaputt gehen…
der perfekte Tag
Ich erinnere mich zurück, als mein Mann und ich kurz vor der Hochzeit standen. Wir betonten im Vorfeld bei den Vorbereitungen immer wieder, dass es uns wichtiger ist, dass die Hochzeit lebendig und echt ist, als dass perfekt alles bis ins kleinste Detail aufgeht und minutiös durchgetaktet ist. Wir wollten Raum lassen für Spontaneität. Und das Leben.
Mir wurde erst im Nachhinein bewusst, wie wertvoll es war, dass wir das so ausgesprochen haben. Nicht primär nur für unsere top Brautführer, sondern für uns ganz persönlich.
So brachte uns am Tag selbst weder die tote Kuh auf dem Parkplatz, das Spiel der Gäste, das ein bisschen zu lebendig zu werden drohte, noch mein brennendes Hochzeitskleid (Bengalische Kerzen sind keine gute Idee) aus der Ruhe. Und wir konnten unser Fest in vollen Zügen geniessen. Uns auf das fokussieren, was Freude bereitete. Und das war viel!
Diesen Grundsatz möchte ich auch im Alltag, immer wieder verinnerlichen:
Lieber lebendig und echt, als perfekt bis ins kleinste Detail durchgetaktet.
Das soll nicht nur an besonderen Anlässen wie unserer Hochzeit oder meinem Geburtstag gelten.
Denn das Leben ist so viel vielseitiger als perfekt. Und genau diese Facetten der Unperfektheit sind es doch, die das Leben schlussendlich reich und voll machen.
ein perfekter Geburtstag
Klar, meine Kinder hätten meinen Geburtstag voll durchorganisieren und minutiös durchtakten können. Sie hätten jedes Geschenk vor mir geheim halten und in schönes Papier einwickeln können. Sie hätten für das fehlende Geld Papa fragen können und mir Wert gegeben, wenn sie nicht einfach in meiner Box nach dem erst besten Geschenk gegriffen hätten. Zumindest die Preisschilder hätten sie entfernen können…
Aber es wäre irgendwie nicht ganz so echt gewesen.
Denn zu unserer Familie gehört Durcheinander. Gehört Leben. Gehört das Unperfekte. Das ist genau das, was mein Leben mit ihnen so voll und spannend macht. Diese Ecken und Kanten. An denen man sich reiben kann. Und dadurch in Verbindung ist. Sich spürt.
Mein Herz explodiert vor Dankbarkeit, wenn ich mitbekomme, wie die Kids im Geheimen Pläne schmieden und ich dabei merke:
Sie wollen es gut machen.
Für mich.
Sie geben gerade alles, was in ihren Möglichkeiten steht, um mir einen schönen Tag zu bescheren.
Und das ist das wahre Geschenk!
Minuten und Momente
Das was uns bleibt, sind nicht einzelne, perfekt durchgeplante Minuten. Sondern die Fülle vom Leben besteht aus zig kleinen, gelebten Minuten – perfekt und unperfekt – die sich zu Momenten formieren. Und diese Momente, diese Summen von gelebten Minuten, sind es, die uns in Erinnerung bleiben. Die das Leben voll machen.
Und diesen Moment von meinem Geburtstag, in dem ich mich so unendlich wertgeschätzt fühlte, weil sich alle Mühe gaben, damit ich einen grossartigen Tag erleben darf, das ist das, was sich in meine Erinnerung einprägt. Daran möchte ich festhalten. Und mich davon in mein nächstes Lebensjahr tragen lassen.
6 Antworten
Ohhhh liebe Janine. Du schreibst in deinen Texten mir so viel aus dem Herzen. Einfach puure Realität und Echtheit.
Soooo toll von dir und ein wahrer Genuss und glücksmoment, deine Zeilen zu lesen.
Drücke dich 🫂🍀😘 Michèle
Danke liebi Michèle, das freut mi jetzt grad riesig☺️🤍
So ist es einfach!
Danke für diese Zeilen!
Ja, es scheint vielen ähnlich so gehen 😉 Danke für das Feedback und auf bald!
Liebe Janine
Bin eben auf deinen Blog gestossen….hat mich berührt, wie du schreibst, was du hinter all dem Unperfekten bei deinen Kindern siehst… dass sie es gut machen wollen für dich und dass das echte Leben Unperfektheit eben miteinschliesst.
Hätte einen solch ehrlichen und mutmachenden Blog damals sehr geschätzt in meiner Mama-Phase. Freue mich für alle Frauen | Mamas, die durch das Teilen deiner Gedanken und Erlebnisse bestärkt und ermutigt werden dürfen. So wertvoll, was du machst!
Ich darf nun mit meinen Enkelkindern nochmals neu teilhaben, staunen, zuhören, ermutigen und mit ihnen das Leben geniessen 🤗.
Danke liebe Ursi. Und auch wenn du selbst keine solchen Vorbilder hattest, warst du in meinem Leben eine dieser Frauen, die mir genau das vorgelebt und mich auf meinem Weg bestärkt hat. Dies widerum befähigt mich, das was in mich investiert wurde, anderen Frauen weiterzugeben. Herzlich, Janine